Die Geschichte der Kinesiologie

Magst Du Geschichten? Mich faszinieren die Geschichten der Menschen immer wieder von Neuem. Die Kinesiologie ist zwar kein Mensch, jedoch wurde sie von Menschen entwickelt und praktiziert. Ich möchte Dich in diesem Blog, liebe Leser*In, auf eine Reise der Entstehungsgeschichte der Kinesiologie weltweit, in der Schweiz und bei mir mitnehmen.

 

Was heisst eigentlich Kinesiologie?

Der Begriff "Kinesiologie" leitet sich vom Griechischen ab, wobei "kinesis" Bewegung und "logos" Lehre bedeutet.

Ursprünge der Kinesiologie

Es waren clevere Chiropraktiker und Physiotherapeuten, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, zur Befunderhebung, Intervention und Evaluation manuelle Muskeltests durchführten.

4dbf9119-4264-4102-9d50-6833ef5b7198pngQuelle: Lernskript; Symbolbild: manueller Muskeltest 


Georg Goodheart / Applied Kinesiology

Georg Goodheart, D.C. (Doctor of Chiropractic, USA) hatte auf dieser Grundlage 1964 die Applied Kinesiology entwickelt. Dieses Konzept ist Ursprung für viele Kinesiologie Richtungen. Im Verlauf der Entwicklung erkannten strebsame Menschen, dass sich die Muskelspannung nicht nur auf physiologische Ungleichgewichte zurückführen lässt. Sie erkannten, dass die neurophysiologische Aktivität eines Muskels auf verschiedene Reize, mit denen ein Mensch konfrontiert wird, sich in der Muskelspannung spiegelt. So wurden Beziehungen zwischen Muskeln und Organen untersucht und mit den Lehren der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zusammengeführt. Die Muskel-Meridian-Beziehung wird bis heute oft zur Interpretation der Muskeltestergebnisse verwendet. 

 

John und Carrie Thie / Touch for Health

Freunde von Dr. George Goodheart, John Thie, D.C. (USA) entwickelte mit seiner Frau Carrie Thie daraus das Touch for Health – Konzept. Sie hatten die Vision, eine Methode zu kreieren, die auch von anderen Therapeuten und von Laien zur Gesundheitsvorsorge genutzt werden konnte. Dieses Kinesiologie Konzept verbreitete sich schnell, in über 60 Länder, auch in die Schweiz. Touch for Health ist eines der am häufigsten genutzten Kinesiologie Konzept, und wird auch heute noch in den Schweizer Kinesiologie Ausbildungen gelehrt.

 

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Quelle: Scan «Touth for Health Guides», der in meiner Arbeit ein hilfreiches Tool ist.


Entwicklung von kinesiologischen Techniken

Die Kinesiologie Konzepte der 2. und 3. Generation entwickelten sich auf der Basis von Applied Kinesiology und dem Touch für Health. Es gibt mittlerweile verschiedenste Konzepte, die weltweit gelehrt und angewendet werden. Wer detaillierte Informationen dazu lesen möchte, findet diese auf der Website vom schweizerischen Berufsverband der Kinesiologen KINESUISSE  im Papier der Methodenindentifikation, Version lang.

Zwei ausgewählte Konzepte, , die die Entwicklung der Schweizer Kinesiologiegeschichte mit geprägt haben, möchte ich jedoch erwähnt haben. 


Rosmarie Sonderegger / Integrative Kinesiologie

In der Schweiz wurde in den 1980er Jahren von der Psychologin und Sozialarbeiterin Rosmarie Sonderegger(CH) die Integrative Kinesiologie kreiert. In ihrem Konzept werden gesprächstherapeutische Ansätze von Carl Rogers und psychologische Aspekte der Fünf-Elementen-Lehre nach der TCM verbunden


Dominik Schenker / Spiralik

Die Spiralik wird seit 1996 vom Schweizer Sportlehrer und Physiotherapeuten Dominik Schenker entwickelt und hat zum Ziel, vielfältige Bewegungsprozesse in Körper, Seele und Geist auf einen gemeinsamen Nenner zurückzuführen. Er verbindet in seinem Konzept die Lehere der 5 Wandlungsphasen aus der TCM mit den 5 Prinzipien der Spiraldynamik.


Eine weitere Person, die die deutschsprachige Kinesiologie weiterentwickelt hat, ist Irmtraud Grosse Lindemann. Die persönliche Geschichte von Irmtraud beeindruckt mich immer wieder. Sie hat trotz oder vielleicht wegen ihrer Teilleistungsstörung studiert, geforscht und unterrichtet. In meiner Ausbildung zur Kinesiologin ich kam auch in den Genuss ihrer Expertise.

Irmtraud Grosse Lindemann / Neuro Meridian Kinestetik

Imtraud Grosse Lindemann (DE) übertrug die Idee von Richard D. Utt (USA), Begründer der Applied Physiology, Gehirnbereiche und einzelne Nerven über Akupunkturpunkte anzusteuern und zu balancieren. Sie entwickelte das Neuro Meridian Kinestetik (NMK) Konzept. Das Konzept ermöglicht es, ein bestimmtes Thema oder eine Problematik über beteiligte Gehirnbereiche und Teile des Nervensystems, je nach Bedarf aufzuwecken, zu beruhigen, zu integrieren oder zu stärken. NMK kann überall dort angewendet werden, wo Potenzial blockiert ist, sei es im körperlichen, emotionalem, funktionalem oder mentalem Bereich. 

Imtraud Grosse Lindemann hat unteranderem auch dieses ausserdem diese Buch geschrieben: Dass Lernhaus-Konzept – genial einfach lernen. Darin beschreibt sie 111 Alltagssituationen und wie diese mit ihren Inputs kreativ genutzt werden können. 

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Quelle: Foto meines Buchescovers


Das Buch des Lernhaus-Konzepts ist in meiner Praxisbibliothek immer griffbereit und dient bei Lernherausforderungen von Schüler, Studierenden und Lernenden regelmässig als wertvoller Inputgeber. Gerne darf es auch angeschaut werden.

 

Die Kinesiologie, so wie sie heute praktiziert wird, hat verschiedene Prägungen. Dies sind:

  • Naturwissenschaften: Humanmedizin, Humanbiologie, Biochemie, Physik, Ökologie etc.
  • Geisteswissenschaften: Philosophie, Soziologie, Psychologie, Agogik, Kunst, Sport etc.
  • Erfahrungswissenschaften: TCM, traditionell europäische Naturheilkunde etc.

Da es verschiedene Ursprünge der Kinesiologie gibt, sind teilweise auch die von den Kinesiologen angewendeten Konzepte und Techniken unterschiedlich. 

Das Ziel bleibt jedoch dasselbe. Es geht um die Bewegung, den Fluss im ganzen menschlichen Dasein (Körper, Geist und Seele) sowie um die Unterstützung der Gesundheit und des Wohlbefindens.
Der Muskeltest ist in allen Konzepten das zentrale Instrument. Mit diesem können Dysbalancen erkannt sowie die ausgleichenden und stärkenden Techniken gefunden werden.

Mehr zum Thema des Muskeltestens und wie ich es auch meinem Kind erklären könnte, erfährst du in meinem nächsten Blog.

 

Berufsentwicklungen, Verbreitung und Anerkennung

Die Entwicklung ist in der Kinesiologie ein innewohnendes Grundprinzip. Ein Schulleiter formulierte dies einmal so: „Wir sind ein lernendes System.“

Die Methode Kinesiologie wird sich daher unweigerlich  durch die Forschung von Experten und durch die Praxiserfahrung der Therapeuten weiterentwickeln.

Weltweit gibt es verschiedene Organisationen, die die Kinesiologie vertreten und organisieren. In der Schweiz heisst der Berufsverband KINESUISSE und ist der drittgrösste Verband der Komplementärtherapie Schweiz.

Seit rund 15 Jahren gibt es in der Schweiz zertifizierte Kinesiologie Ausbildungen. Im Jahr 2015 wurde die Kinesiologie in die Organisation der Arbeitswelt Komplementärtherapie (OdaKT) aufgenommen. Damit ist jetzt ein Abschluss mit eidgenössischen Branchenzertifikat möglich.
Berufspolitisch erfolgte in der Schweiz im Jahre 2019 ein weiterer Meilenstein. Die Methode Kinesiologie wurde in die Prüfungsordnung vom SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) aufgenommen. Nach der dreijährigen Grundausbildung zur Kinesiologin mit Branchenzertifikat kann jetzt ein eidgenössisches Diplom Komplementärtherapeut*in Methode Kinesiologie auf Tertiärstufe erlangt werden. Jupiii, sag ich da nur. Das ist ein sehr wichtiger Schritt für die Professionalisierung der Kinesiologie. 

Zusammenfassend sind die wichtigsten Meilensteine der kinesiologischen Berufsentwicklung in der Schweiz skizziert. 


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Weitere allgemeine Infos zum Beruf der Komplementärtherapeut*Innen und der verschiedenen Methoden gibt es auf www.komplementär-therapie.ch




Meine kinesiologischen Prägungen

Ich habe eine sehr breite dreijährige Kinesiologie Ausbildung (2008-2010) absolviert. Die für mich wichtigsten Konzepte stelle ich hier kurz vor. 


Paul und Gail Dennison / Edukinestetik / Brain Gym 

Neben dem Touch for Health habe ich auch die Edukinestetik von den Erziehungswissenschafter Dr. Paul und Gail Dennison (USA) gelernt. Dieses Konzept bringt neben dem kinesiologischen zudem einen pädagogischen (u.a. Maria Montessori) und neurobiologischen Hintergrund mit. Im Mittelpunkt steht dabei das Wachstum, die Verantwortung und die Unterstützung von individuellen Bewegungs-, Haltungs- und Lernprozessen. Die Klient*In erhält Möglichkeiten, in den verschiedensten Lern- und Lebensbereichen ihre Fähigkeiten wahrzunehmen und ihr Potenzial zu entwickeln. Dazu wurden eine Fülle von stärkenden Techniken und Übungen, wie z.B. das Brain Gym kreiert.

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Quelle: Scan meines Brain Gym Guides


Dr. Jimmy Scott / Health Kinesiology

Eines der Hauptkonzepte in meiner kinesiologischen Ausbildung war die Health Kinesiology von Dr. Jimmy Scott, Ph.D. aus Kanada. Vielleicht hat der eine oder andere schon gehört, wie ich ab und zu die Abkürzung «HK» verwende - diese nutze ich gerne und wohl auch oft während meiner Arbeit.
«HK» versteht sich als komplementäres und integratives System der Gesundheitsförderung und der Bioenergiearbeit. In der Health Kinesiology werden Energiebalancen angewendet, bei welchen Affirmationen, Akupressur, Klopftechniken, Kristalle, Essenzen, Licht, Klang, sensorische Reize und bioenergetische Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Das Anwendungsspektrum dieses kinesiologischen Gesamtsystems reicht von körperlichen Themen wie Entgiftung, Allergien und Ernährung bis hin zu psychischen Themen.

Dieses Konzept ist so reich an Inhalten, dass ich mich gerade schwer tue, wie ich es bebildern könnte. Schliesslich habe ich mich für die Cosbats entschieden. Diese Batterien sind komplexe Energie-Hilfsmittel und enthalten verschiedene Komponenten: Farbcodierungen, Metallspiralen und Salze. Die genaue Auswahl und Positionierung auf dem Körper muss jeweils sorgfältig ausgetestet werden. Sie können als Ersatz oder ergänzend zu ausgleichenden Reflexpunkten am Körper in den Einsatz kommen und stärken die Körperenergie.  

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Quelle: Foto einiger meiner Cosbats


Gordon Stokes und Daniel Whiteside  / Three in One Concepts

Das Three in One Concepts von Gordon Stokes und Daniel Whiteside (beide USA) verbindet das Wissen aus der Verhaltensgenetik und der Kinesiologie. Aus ihrer Sicht prägen vergangene Erlebnisse die Gegenwart wie auch die Zukunft. Im Zentrum des Konzeptes steht die Zurückgewinnung der inneren Stärke, die durch unvorteilhafte Gewohnheiten, Einstellungen und Verhaltensweisen aus der Vergangenheit blockiert ist . Emotionaler Stress wird abgebaut, um neue Wahlmöglichkeiten zu erhalten und zielgerichtet das Leben zu stärken. Basisinstrument dazu ist das sogenannte Verhaltensbarometer, mit dem die Verhaltensmuster erkannt und verändert werden können.

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Quelle: Scan der Vorlage des Verhaltensbaromters aus der Praxis

 

Wayne Topping / Wellness- Kinesiologie

Das Konzept von Dr. Wayne Topping (NZL) hat seinen Schwerpunkt in der emotionalen Stressreduktion (ESR), der Gehirnintegration und dem Schläfenklopfen, um Organ- Meridian- Emotionen auszugleichen. Das Konzept wird Wellness- Kinesiologie genannt, obwohl es mit Wellness nichts zu tun hat, ausser dass sich die Anwender entspannter und integer fühlen als vor der Behandlung.

 
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Frank Mahony / Hyperton-X

Hyperton-X von Frank Mahony (USA) ist ein Konzept, das in der Arbeit mit Lernbehinderten, Hochbegabten und Sportlern in Zusammenarbeit mit Dr. Paul Denison sowie Chiropraktikern, Osteopathen, Psychologen, Sängern und Trainern entstand. Ein wichtiger Aspekt dieses Konzeptes ist das Auffinden hypertoner Muskeln, die bei der Gehirnintegration eine wichtige Rolle spielen. Mit spezifischen manuellen Techniken werden die im Gewebe gespeicherten traumatischen Lebensereignisse abgelöst. Dadurch kann eine Fehlkommunikation zwischen Muskel und Gehirn (meist in muskulären Verspannungen spürbar) aufgelöst werden. Das Ziel ist es die Blockaden zu lösen, die Zirkulation der Zerebrospinalen Flüssigkeit sowie  die endokrinen Funktionen und die Verarbeitung von sensorischen Informationen zu verbessern. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser an eine sanfte manuelle Technik an Halswirbelsäule und Kopf?
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Ich empfinde diese Behandlung immer wieder als sehr wohltuend und zentrierend und meine Nackenmuskeln fühlen sich danach immer sehr entspannt an. Love it!

 

Andrew Verity / Neurotraining

Das Neurotraining (NT) wurde vom australischen Heilpraktiker und NLP- Practitioner Andrew Verity entwickelt. Innere Körperzyklen und physiologische Rhythmen werden genutzt und ausgeglichen, damit die Ressourcen zur Heilung und Entwicklung psychischer und mentaler Potenziale möglich werden.

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Quelle: Scann eines Bildes aus dem Manual mit den sgn. Neurolymphatischen Zonen die im NT angewendet werden



Ian Stubbings / Stress Indicator Points System

Eines meiner Lieblingskonzepte ist das Stress Indicator Points System (SIPS) vom Australier Ian Stubbings. Mit Hilfe spezifischer Akupunkturpunkte kann die Natur eines Stresses genau bestimmt werden. SIPS ist ein massgeschneidertes, sanftes Konzept und ermöglicht eine vertiefte kinesiologische Arbeit. Das SIPS zu illustrieren ist fast ein wenig trocken. Eindrucksvoller ist es die SIPS-Behandlung selber wahrzunehmen.

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Quelle: Scann aus dem SIPS-Manual mit Stresstypen und den Stress-Indikator-Punkten


Das praktische Erlernen und üben der kinesiologischen Techniken sind wichtige Elemente der kinesiologischen Ausbildung, jedoch nicht das Alleinige. Eigenprozess, Praxisführung etc. gehören genauso dazu. 


Mein Weg zum Diplom 

Das erste Mal in Berührung mit der Kinesiologie kam ich im Rahmen meiner Pflegefachfrau Ausbildung. Ich hatte Prüfungsstress. Mehr zu meiner persönlichen Geschichte findet ihr auch im folgendem Instagram Beitrag. 

Einige meiner bedeutendsten Kinesiologie Meilensteine habe ich in der folgenden Darstellung notiert. 

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Im Rahmen der Qualitätssicherung und Anerkennung als Therapeutin bei den Krankenkassenzusatzversicherungen haben wir eine jährliche Weiterbildungspflicht. Durch das neue Wissen, die neuen Tools und Techniken wird meine komplementärtherapeutische Arbeit fortlaufend vertieft und ergänzt.

Auf der meiner Website ist eine Auswahl meiner Weiterbildungen ersichtlich.
Für meinen Background als Pflegefachfrau Intensivpflege und Pain Nurse bin ich auch immer wieder sehr dankbar, da mir diese Ausbildungen und Berufserfahrung eine schnelle Erfassung und ein vertieftes Verständnis über pathophysiologische Zusammenhänge ermöglicht. In rund 15 Jahren kinesiologischer Praxis kommt auch ein grosser Erfahrungsschatz zusammen, der meiner Arbeit und der Gesundheit des Klienten zugutekommt. Die Kinesiologie habe ich damals gewählt, weil es für mich eine der ganzheitlichsten Methoden ist und bis jetzt geblieben ist. Mit dem kinesiologischen Muskeltest haben wir ein sehr effizientes Handwerkzeug,  das eine sehr individuelle und nachhaltige Arbeitsweise ermöglicht.

Die Praxisgeschichten in den Blogs geben Einblick in mein kinesiologisches und komplementärtherapeutisches Wirken. 


Was steht in deiner kinesiologischen Biografie und welche Erfahrungen hast du gemacht oder wirst du wohl noch machen?  

Ein Weg, der lebenslang bereichern und bewegen kann.

Herzlich Monika